Riesling & Co - Deutscher Wein in Holland
Dienstag, 06. Oktober 2009 um 09:52 Uhr
Helmut Hetzel

Riesling & Co.
Deutscher Wein in Holland begehrt wie nie zuvor
Von HELMUT HETZEL
Amsterdam. Die Sonne lacht. Der Altweibersommer zeigt sich von seiner schönsten Seite. Dort, wo normalerweise die Stars von Ajax Amsterdam ihre Fußballkünste zelebrieren, dort heißt es heute: ,,Zum Wohl.‘‘ Angestoßen wird mit deutschem Wein, der zum fünften Mal in Folge in der Amsterdam Arena verkostet wird. Riesling & Co. heißt das Wein-Event, das von Alain Jacobs, dem Vertreter des Deutschen Weininstituts in den Niederlanden (Informatie Buro Duitse Wijn) alljährlich organisiert wird. 60 führende Winzer aus deutschen Landen sind gekommen, um den Niederländern ihre Gewächse zu kredenzen. Der deutsche Botschafter Dr. Thomas Läufer reiste aus Den Haag an. Er überreicht den ,,Junior Sommelier Award 2009.‘‘ Gewinnerin ist Judith van der Hoeven, eine 20jährige Studentin, deren Nase, Gaumen und Wein-Kenntnis schon so ausgereift sind, dass sie die Mitkonkurrenten während einer Weinprobe deklassierte. Dafür erhält sie jetzt als ersten Preis einen noblen Weinklimakühlschrank.
Eine Weinprobe in einer Fußball-Arena hat etwas Besonderes. Besonders reizvoll aber wird sie nicht nur durch die edlen Gewächse, die hier angeboten werden, sondern auch durch die Personen, die sie mit viel Charme und Fachkenntnis servieren. Hedda Hinkel beispielsweise vom Weingut Dr. Hinkel aus Rheinhessen. Sie hat unter anderem einen 2008er Riesling trocken vom Framersheimer Zechberg mitgebracht. Rassig, feine Säure, schlank und rank. Der ideale Aperitif-Wein bei diesen sommerlichen Herbsttemperaturen. ,,Was kann ich Ihnen noch anbieten?‘‘ fragt sie. Die Wahl ist schnell und leicht gemacht. Ein Grauburgunder Spätlese, trocken, 2008, wird ins Glas gefüllt. Der Wein ist ein idealer Begleiter zu Fisch oder Kalb, einfach eine Wucht. Unter den Rotweinen präsentiert sich die 2007er Spätburgunder Spätlese, trocken vom Weingut Dr. Hinkel als eine Geschmackssensation. Botschafter Thomas Läufer gesteht: ,,Bei Hedda Hinkel komme ich besonders gerne vorbei. Wir schenken auch Weine vom Weingut Dr. Hinkel aus.‘‘ Hedda Hinkel antwortet: ,,Die nennen wir Läufer-Weine.‘‘ Von Rheinhessen aus ist es in geografischer Hinsicht zwar eine weite Strecke bis nach Franken und es liegen zwischen den Rheinhessen- und den Frankenweinen Welten, doch hier in Amsterdam bietet das Juliusspital aus Würzburg direkt gegenüber von Hedda Hinkel die rassigen Frankenweine an. Natürlich Silvaner und Rieslinge. Natürlich Goethes Lieblingswein von der Lage Würzburger Stein. Tanja Strätz vom Weingut Juliuspsital Würzburg lässt erst einen 2008er Silvaner Kabinett, trocken, ins Probierglas fließen und bemerkt dazu ganz cool: ,,Solche Silvaner wachsen nur in Franken.‘‘ Sie hat recht. Es ist, als würde man die Silvaner-Trauben im Mund zerkauen. Ein typischer fränkischer Silvaner - ,,a Maul voll Wei‘‘ wie die Franken zu sagen pflegen. Die Niederländer, die diesen Wein verkosten schwärmen: ,,Es ist, als ob ein Engel über den Gaumen streichelt.‘‘ Dann das große Gewächs, selbe Lage und Rebsorte sowie Jahrgang. Dieser Wein ist einer der besten auf dieser Wein-Präsentation in der Amsterdam Arena. Tanja Strätz lächelt zufrieden. Sie weiß, welche exzellenten Weine sie anzubieten hat. Leider ist ein anderes fränkisches Spitzenweingut, nämlich Hans Wirsching aus Iphofen, in diesem Jahr auf dieser eindrucksvollen Wein-Präsentation in Amsterdam nicht vertreten.
Die Überraschung kommt aus dem Rheingau. Es ist aber nicht der Rebensaft, der zunächst die Aufmerksamkeit des Besuchers erregt. Es ist Young-Hwa Kim, die die Weine des Weingutes Koegler präsentiert. Eine Koreanerin, die in Amsterdam deutschen Wein promotet. Bei Young-Hwa Kim bricht der ,,Himmelsturm‘‘ los. So heißt die Cuveé aus Riesling und Kerner, trocken, Jahrgang 2008, den sie zuerst probieren lässt. Top. Aber dann die Überraschung. Young-Hwa Kim bieten einen Wein der klassisch österreichischen Rebsorte an: Einen Grünen Veltliner. Nirgendwo wachsen sie besser und werden die Grünen Veltliner so gut ausgebaut und kultiviert wie etwa im Weinviertel, im Kremstal oder in der Wachau in Österreich. Aber dieser Grüne Veltliner aus dem Rheingau kann im Geschmack mit dem hohen österreichischen Niveau der Veltliner-Kultur mithalten. Eine große Überraschung. Ein klassischer Grüner Veltliner mit Citrus- und Pfirsicharoma. Von einer Koreanerin ausgeschenkt. Aus der Pfalz überzeugt ein runder erdiger Riesling ,,Wachenheimer Fuchsmantel‘‘ 2008, der von den Wachtenburg Winzern angeboten wird. Auch der 2008er Weißburgunder Selektion ist vom Feinsten. Er wird aber noch getoppt von dem 2008er Grauburgunder ,,Gottenheimer Kirchberg‘‘ des badischen Weinguts Felix und Kilian Hunn, dessen wuchtige und fruchtige Note diesen Wein zum idealen Speisenbegleiter macht. Dieser badische Grauburgunder ist durchgegoren, ,,staubtrocken‘‘ wie manche sagen, Restzucker 0,6 Gramm/Liter und daher vom Alkoholgehalt mit 13 % auch sehr kräftig.
Dass gerade die deutschen Winzer sich so aufwendig in den Niederlanden präsentieren, das ist kein Zufall. Denn deutscher Wein, insbesondere Weißwein und Rosé, liegt in den Niederlanden voll im Trend. Deutschland ist nach Frankreich inzwischen der zweitgrößte Weinimporteur für die niederländischen Konsumenten.
Während die Weinimporte nach Holland insgesamt im Jahr 2008 um fünf Prozent schrumpften, stieg der Weinimport aus Deutschland um 13 %. Fast 20 % aller Weine, die in den Niederlanden durch die Kehlen fließen, kommen heute aus Franken, der Mosel, Rheinhessen, der Pfalz oder aus Baden.
Vor allem in der gehobenen Gastronomie findet man einen Riesling aus der Pfalz oder Rheinhessen oder einen Silvaner aus Franken immer öfter auf den Weinkarten. Außerdem steigt der Weinkonsum in den Niederlanden stetig. In 2008 tranken die Holländer durchschnittlich 21,6 Liter pro Kopf der Bevölkerung pro Jahr, drei Liter mehr als noch vor zehn Jahren. Die Niederlande sind neben den USA, Japan und Großbritannien inzwischen der wichtigste Exportmarkt für deutsche Winzer.
6.10.2009
Links:
www.deutscheweine.de; www.weingut-dr-hinkel.de; www.juliusspital.de
www.wirsching.de; www.weingut-koegler.de;
www.weingut-hunn.de;www.wachtenburg-winzer.de
www.duitsewijn.nl Alain Jacobs: +31-76 5244680
/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 06. Oktober 2009 um 11:52 Uhr
Die Heuschrecke auf der Pizza
Montag, 20. Juli 2009 um 11:37 Uhr
Helmut Hetzel
Heuschrecken am Spieß

Bald auch auf der Pizza und im Big Mac?
Haager Landwirtschaftsministerin fordert:
Heuschrecken und Maden essen
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Sie selbst hat noch keine gegrillte Made oder Heuschrecke gegessen. Aber wenn es nach der Haager Landwirtschaftsministerin Gerda Verburg geht, dann sollen die Niederländer in Zukunft massenweise Insekten verspeisen. Die seien gesund, leicht zu züchten, enthalten viel Eiweiß und sind als Nahrungsmittel in vielfältiger Form zuzubereiten und einsetzbar. Kurz: Insekten sind eine Delikatesse. Viele Menschen in Afrika und Asien wissen das schon lange. Dort werden Heuschrecken meist in gegrillter Form angeboten und gelten als delikate Vorspeise. Die Riesenexemplare aus der Gattung der Langfühler-Heuschrecken werden in Kambodscha fast überall am Straßenrand verkauft und werden oft mit gerösteten Erdnüssen serviert. Auch in Bangkok auf den dortigen Märkten und in China kann man die Insekten essen, wo sie meist im Wok knusprig angebraten werden.

Insekten als Delikatesse - in Asien
Da viele Niederländer sich eine gegrillte Heuschrecke oder Made nicht so ohne Weiteres zwischen die Zähne schieben werden, um dann kräftig zubeißen zu können, weiß die Landwirtschaftsministerin auch schon ein Rezept, wie sie die Insekten ihren Landleuten schmackhaft machen kann. ,,Man könnte sie zermahlen und als Füllung für die Bitterballen verwenden,‘‘ schlägt die Ministerin vor. Ausgerechnet in den ,,Bitterballen.‘‘ Denn Bitterballen sind einer der Lieblingssnacks der Niederländer. Dabei handelt es sich um frittierte kleine runde Fleischbällchen mit einem dicken Paniermantel. Gute Bitterballen sind in der Regel mit Fleischragout gefüllt. Sie werden überall in Holland massenweise aufgetischt, meist zum ,,Borrel‘‘ einem Glas Genever oder Wein als Appetitanreger vor dem eigentlichen Essen oder einfach als Snack zwischendurch. Aber gleichzeitig kursiert beim ,,Borrel mit Bitterballen‘‘ immer wieder der geflügelte Satz: ,,Wir essen sie zwar, wollen aber gar nicht wissen, was da drin ist.‘‘ Denn immer wieder kursieren Gerüchte, wonach die Bitterballen und vor allem deren große längliche Schwester, die ,,Frikandel‘‘ von den Fleischern hauptsächlich mit kleingemahlenem Schlachtabfall gefüllt werden. Mit all den Dingen von Schwein, Rind oder Lamm, die in einer Metzgerei unverkäuflich sind.
Nun also soll der klassische holländische Bitterball bald mit Heuschrecken- und Madenfleisch verfeinert werden. Na denn: Guten Appetit.
Unterstützt in ihrer Kampagne zum Heuschreckenverzehr in Holland wird die Ministerin von der Wissenschaft. ,,Es bleibt uns gar nichts anders übrig, als künftig auch Insekten zu essen,‘‘ stellt der Ernährungswissenschaftler Marcel Dicke von der renommierten Agraruniversität Wageningen fest. Fleisch aber auch Fisch werde auf lange Sicht als Nahrungsmittel bei der ständig wachsenden Bevölkerung auf der Erde zu einem knappen Gut. ,,Schon heute wird in China ein Drittel des gesamten Schweinefleisches, das auf den Markt kommt, verzehrt. Wir können die Ozeane nicht einfach leerfischen und die tropischen Regenwälder abholzen, um neue Viehfarmen anzulegen. Wir brauchen Alternativen. Insekten sind solche Nahrungsmittelalternativen,‘‘ stellt der Lebensmittel-Wissenschaftler fest. Er meint: ,,Auch auf Pizzen oder im Hamburger sollte man künftig Heuschrecken und Maden finden oder sie darin verarbeiten,‘‘ fordert der Lebensmittelprofessor. Er selbst isst schon seit langem Insekten.
Sein Lieblingsgericht: Gegrillte Heuschrecken mit Reis.

Nicht wegfliegen: Jetzt geht´s ab in den Wok
30.6.2009
/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag /
Zuletzt aktualisiert am Montag, 20. Juli 2009 um 12:05 Uhr
|
Der Hering - das holländische Leibgericht
Donnerstag, 11. Juni 2009 um 15:37 Uhr
Helmut Hetzel
Holland: ,,Haring happen‘‘ ist wieder angesagt

Die neuen Matjes sind da - Hm - Lecker
Von HELMUT HETZEL
In Holland hat die neue Hering-Saison begonnen. ,,Haring happen‘‘ wie die Niederländer ihre Art des Hering Essens nennen, ist also wieder angesagt. Das erste Fass mit fangfrischen Heringen - den Matjes - aus der Nordsee wurde am 9. Juni traditionell wieder im Scheveninger Hafen versteigert.
Es brachte in diesem Jahr 67.500 Euro ein – 9.000 Euro mehr als im vorigen Jahr. Käufer war eine Gruppe von jungen Unternehmern aus Scheveningen. Sie überboten die Konkurrenz aus Rotterdam. Für sie war es Ehrensache, dass der erste Hering in Scheveningen bleibt und nicht nach Rotterdam geht.
Die ersten neuen Matjes lassen sie dann nach der Versteigerung Königin Beatrix der Niederlande schicken, die sich dann daran laben kann. Der Erlös aus dem Kauf wird, wie in jedem Jahr, einem guten Zweck gespendet. Diesmal kommt das Geld bedürftigen Kindern zu Gute.
Mit dem Startschuss, der auf der Versteigerung im Haager Bade- und Fischerort Scheveningen alljährlich gegeben wird, steigen nun im ganzen Land überall die Hering-Partys. Es wird ,,gehappt‘‘ und getrunken was, das Zeug hält. Denn der Hering ist neben Käse der Niederländer liebstes Nahrungsmittel. Zum ,,Hollandse Nieuwe Haring‘‘ gibt es traditionell den ,,Corenwijn‘‘ einen alten, im Fass gereiften Genever, das ideale Getränk, um den fetten Fisch wegzuspülen.
Die echte holländische Hering-Experience macht der Gourmet aber nur, wenn der Hering wirklich fachmännisch gesäubert wurde und frisch ist. Er muss nach dem Säubern und Entgräten direkt auf typisch niederländische Art serviert und verspeist werden.
Denn zum holländischen Heringskult und -genuss gehört die klassische, die typisch niederländische Ess-Variante. Sie passt zum Hering wie der süße Senf zur Weißwurst in Bayern. ,,Haring happen‘‘ verlangt vor allem eins: Fingerspitzengefühl. Dieses braucht man, um den Hering mit zwei oder drei Fingern so am Schwanz so zu packen, dass er nicht mehr aus der Hand rutschen kann. Dann taucht man den rohen Fisch in eine bereit stehende Schale mit kleingehackten Zwiebeln, hebt ihn langsam empor, lässt ihn über dem geöffneten Mund einige Sekunden kreisen und beißt dann herzhaft zu.

"Haring happen" ist eine Zeremonie in Holland. Es ist Kult.
Haring happen ist ein zeremonieller Gaumengenuss - Haring happen ist Kult in Holland. Jeder Politiker, jeder Promi lässt sich in diesen Tagen gerne fotografieren, wenn er herzhaft in den Hering beißt, der über seinem offenen Mund kreist.
Auch Unilever, der Food-, Waschmittel- und Seifenproduzent hat seine wahre Freude an diesem holländischen Heringskult. Denn nach einem ausgiebigen Hering-Mahl, nach jeder Hering-Party, steigt der Seifenverbrauch immer sprunghaft an, weil überall intensives Händewaschen angesagt ist.
Nur die Amsterdamer bilden - wie so oft - eine Ausnahme. Amsterdamer sind in Sachen Hering-Essen Barbaren, meinen die übrigen Niederländer.
Warum? Weil sie den Hering verhunzen, weil sie den edlen Fisch klein schneiden und mit hölzernen Zahnstochern scheibchenweise in den Mund schieben. Ganz unzeremoniell. Ganz banal. Der totale Kultbruch.
Die Niederlande dürfen in diesem Jahr nach EU-Vorgaben rund 30 Mio. Kilo Hering fangen. Den Großteil der Heringe verspeisen sie selbst. Ein Drittel de holländischen Hering-Fangs wird nach Deutschland exportiert wo die holländischen Heringe als Matjes besonders beliebt sind.
Der ,,Hollandse Nieuwe‘‘ ist in diesem Jahr größer und fetter als im vorigen - und schmeckt daher noch besser. Nun gilt es zu zu happen... Guten Appetit! Lecker, ist er wieder, der holländische Hering.

So wird der serviert der ,,Hollandse Nieuwe Haring''

mit Corenwijn
Das RANKING:
Die Top-Herings-Partys rund um Den Haag:
1) ,,Varende Haringparty‘‘ von Rederij Triton Katwijk. Auf dem Boot durch die holländischen Grachten und Kanäle schippern. Dazu Hering und ,,Corenwijn‘‘ an Bord - ein Traum.
2) Hering-Party im Crown Plaza Promenade Hotel. Gesehen und gesehen werden. Tout la Haye gibt sich die Ehre und isst Hering. So mancher Botschafter lernt hier, was ,,Haring happen‘‘ wirklich heißt.
3) Die Hering-Party im Internationalen Pressezentrum Nieuwspoort in Den Haag. Beim ,,Hollandse Nieuwe Haring‘‘ trifft sich alles, was in Politik, den Medien, der Kultur und Wirtschaft Rang und Namen hat. Einfach super!
08-06-2011
Textende/ Helmut Hetzel / Den Haag
Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 08. Juni 2011 um 09:44 Uhr
Die Holland-Tomate - Wasserbombe oder Tasty Tom?
Freitag, 15. Mai 2009 um 18:53 Uhr
Helmut Hetzel
Die Tomate - Frucht aus dem Paradies
Von der
Wasserbombe
zu Tasty Tom
Die holländische Tomate im Wandel der Zeit und der Geschmäcker
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Wasserbombe, schnittfestes Wasser, ein Anschlag auf den Gaumen eines Gourmets, - das waren noch die mildesten Urteile, die so mancher Verbraucher aussprach, wenn er holländische Treibhaus-Tomaten auf dem Teller hatte. Das Image des Paradeisers, wie die Österreicher das an sich schmackhafte Nachtschattengewächs nennen, war dahin. Doch das ist lange her. Inzwischen haben die Niederländer dazugelernt. Sie wissen wieder, was der Tomate gut tut und wie sie umweltschonend angebaut werden kann, ihren ursprünglichen Geschmack behält und wieder ein echter Paradeiser wird, eine paradiesische Frucht eben, die den Gaumen entzücken kann. Aus der Wasserbombe wurde Tasty Tom.
Tasty Tom-Tomaten oder andere Tomatensorten aus Holland kann man pur einfach als Snack zwischendurch, oder als Salat mit Olivenöl und Zitrone angemacht genießen. Man kann sie nun wieder allen Gästen auftischen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass diese sich über deren Geschmacklosigkeit beklagen.
Ton Janssen, der Tomaten-Guru der Niederlande, wird richtig lyrisch, wenn er über die neuesten Errungenschaften in der holländischen Tomatenzucht referiert. Wie ein Winzer hat er eine Öchsle-Waage parat mit der er den Zuckergehalt der Tomaten messen kann. Das tut er im Amsterdamer Restaurant-Gewächshaus ,,De Kas‘‘ ganz so, als stünde er in einem Weinberg in Würzburg, als würde er Goethes Lieblingswein, den Riesling vom Weinberg Würzburger Stein gerade testen wollen. Ton Janssen legt die kleine Tasty Tom-Tomate in die Öchslewaage, presst deren Saft zusammen, wartet aber das Ergebnis erst gar nicht ab, welches das exakte Messgerät gleich liefern wird. ,,Ich schätze mal mindestens acht Gramm Zuckergehalt,‘‘ sagt er voller Stolz. Dann reicht er die Öchsle-Waage an seine Gäste weiter. Die stellen fest: ,,Stimmt, acht Gramm Zucker.‘‘ Ton Janssen kennt sich eben aus. Dann packt er eine der großen bulligen Fleischtomaten, das sind die, die man vor allem in Griechenland auf der Salatplatte zum Gyros und Tsatsiki findet, und wagt eine neue Prognose: ,,Vier, maximal viereinhalb Gramm Zucker,‘‘ stellt der holländische Tomaten-Guru fest. Das von dem Schwaben Ferdinand Öchsle entwickelte Messgerät, die Mostwaage, bestätigt es wieder. Es stimmt. Vier Öchslegrade.

Öchslewaage im Einsatz
Hintergrund: Die Süßigkeitsgehalt in Trauben - und nun in Holland auch in Tomaten - wird seit der Erfindung der Mostwaage von Ferdinand Öchsle 1836 in ,,Grad Öchsle‘‘ ausgedrückt. Ein Liter reines Wasser, also ein Kilogramm, hat null Grad Öchsle. Hat ein Liter Trauben- oder Tomatensaft aber beispielsweise wegen des darin enthaltenen Zuckergehalts ein Gewicht von 1,075 kg, dann hat der Traubensaft 75 Grad Öchsle. Bei der Tasty-Tom Tomate sind es in der Regel 1,008 kg, den die Öchslewaage misst. Sie hat dann also 8 Öchslegrade.
Aber eigentlich bräuchte Ton Janssen die Öchsle-Waage gar nicht mehr. Ein Blick und ein Häppchen von der Tomate genügen ihm, und er kann deren Zuckergehalt mit einem Geschmackstest einfach schätzen. Meist sogar richtig.
Die Tomate aus holländischer Gewächshausproduktion ist neben der Gurke, der Paprika und der Aubergine eines der wichtigsten agrarischen Exportprodukte Der Niederlande. Der Export der Paradeiser brachte den Niederländern im vergangenen Jahr 526 Mio. Euro in die Kasse. Die Tomate verkauft sich damit nach wie vor besser als die Paprika (395 Mio. Euro), oder die Gurke (204 Mio. Euro). Die Stärke von niederländischen Gemüseanbauern liegt aber zweifellos in ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die Geschmäcker des Marktes. ,,Wir haben jetzt eine grüne Paprika gezüchtet, die süßlich schmeckt,‘‘ sagt Chris Groot vom Zuchtbetrieb Enza Zaden (Enza Saatgut) im Gespräch mit unserer Zeitung. Er lässt die Neuzüchtung der süßen Paprika probieren und die schmeckt wirklich gut. Aber: Wieso muss eine grüne Paprika nun auch süßlich schmecken? Wer Lust auf eine süße Paprika hat, kann doch eine rote oder gelbe kaufen und essen. Chris Groot versteht die Frage nicht ganz. Er bleibt dabei: ,,Eine grüne Paprika, die süß schmeckt, das ist doch eine Sensation.‘‘
Der Konsument kann sich demnächst selbst davon überzeugen, ob dem so ist oder nicht. Denn die holländischen Obst- und Gemüseerzeuger gehen auf Tour. Natürlich auf PR-Tour. Sie werden ihre Tomaten, Paprikas, Gurken, Auberginen und andere Produkte aus den Gewächshauskulturen in diesem Sommer in Europa vorstellen. Motto: ,,Reif für den Genuss.‘‘ Deutschland als wichtigster Abnehmer der Holland-Produkte wird dabei der Markt sein, der am meisten umworben wird. Aber auch Österreich und Luxemburg sollen möglicherweise noch in den Genuss der Holland-Tomaten und -Gurken anlässlich der großen Roadshow kommen. Ob auch die Schweiz angefahren wird, ist noch offen.

Tomaten reifen im Gewächshaus
,,Knackig, frisch, farbenfroh,‘‘ will sich der niederländische Gemüsesektor präsentieren. Er will nun endlich und nachhaltig beweisen, dass eine holländische Tomate wieder ein echtes Geschmackserlebnis sein kann und dass die Wasserbomben-Zeit Vergangenheit ist. Jetzt ist Tasty Tom angesagt.
15.5.2009
„100 % Reif für Genuss".
,,Schmecken ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern zudem auch abhängig von der individuellen Konstitution und Erfahrung sowie ganz klaren, objektiven Kriterien wie z. B. dem Zuckergehalt eines Nahrungsmittels", so Geschmacks-Experte und Sensoriker Stephan Schöller. Was viele nicht wissen: „Eine Tomate kann wesentlich süßer sein als eine Erdbeere und lässt im reifen Zustand eine Vielzahl an Aromen erkennen." Klein und Groß sind daher eingeladen, ihre Geschmacksnerven zu prüfen und holländische Paprika, Tomaten, Gurken und Auberginen am Geschmackshaus zu probieren.
Was wirklich schmeckt, ist auch gut
„Geschmack sollte durch den Genuss von hochwertigen Lebensmitteln gezielt geschult und trainiert werden. Es ist ganz besonders wichtig, dass schon kleine Kinder durch einen vielseitigen und abwechslungsreichen Speiseplan die Welt des Geschmacks kennenlernen. Denn nur dann ist auch gewährleistet, dass sie sich auf Dauer gesund und ausgewo-gen ernähren", weiß Stephan Schöller auch aus der intensiven Erfahrung in der Arbeit mit Schulkindern. Die Roadshow, die von Ende Mai bis Ende September durch Deutschland tourt, wirbt für eine geschmacklich bewusste und gesunde Ernährung mit qualitativ hochwertigen Produkten aus Holland. Gerade Kinder und Jugendliche müssen noch intensiv über die Eigenschaften und Vorteile von gesundem und wohl-schmeckendem Gemüse aufgeklärt werden. Daher sind neben allen Verbrauchern gerade die Schulen und Eltern ganz besonders eingeladen. Dass holländisches Sommergemüse so lecker ist, liegt an der natürlichen Anbauweise unter Glas, bei der die Pflanzen unter optimalen Wachstumsbedingungen und mit biologischem Pflanzenschutz ausreichend Zeit haben, reif zu werden.
Tourdaten und Programm des Geschamckshauses:
Start: 30 Mai. 2009
Verantwortlich für die Kampagne „100 % Reif für Genuss" ist der Dachverband der niederländischen Obst- und Gemüseer-zeuger, das GroentenFruit Bureau (Obst- & Gemüsebüro) aus Zoetermeer.
Das Geschmackshaus macht Station in Magdeburg, Postdam, Schwerin, Leipzig, Mainz, Kiel, Saarbrücken, Stuttgart, Hannover, Bremen, Dresden, Wiesbaden, Düsseldorf, Hamburg und München.
Auf der Website www.sommergemuese.nl sind alle Tourdaten und Standorte des Geschmackshauses aktuell abrufbar.
Rezepte, Informationen und Wissenswertes rund um das Thema Obst und Gemüse gibt es ebenfalls dort oder beim Obst- und Gemüsebüro Holland in Essen.
Kontakt:
Obst- & Gemüsebüro Holland c/o Seidl PR & Marketing Ruhrtalstr. 52, 45239 Essen Telefon: +49 (0)201 8945889-0 E-Mail:
Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Du musst JavaScript aktivieren, damit Du sie sehen kannst.
29.5.2009
/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag /
Zuletzt aktualisiert am Freitag, 29. Mai 2009 um 15:29 Uhr
|