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Kolumne


Typisch Niederländisch

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St. Nikolaus - holländischer geht´s nicht

Hering oder Genever - St. Nikolaus oder Weihnachten? Tulpen oder Käse? Niederländer benennen ihre liebsten Sitten und Bräuche


Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Es ist nicht die berühmte Tulpe aus Amsterdam, der Käse aus Gouda, der Genever aus Rotterdam oder der köstliche Matjes-Hering aus der Nordsee - nein typisch niederländisch, das ist etwas ganz anderes. Es ist die alljährliche Sinterklaas (St. Nikolaus)-Feier am Abend des 5. Dezember. Wenn Millionen Niederländer sich gegenseitig beschenken, sich selbst gedichtete Reime, die zu diesen Geschenken passen, vorlesen und sich mit einem Überraschungsgeschenk, Surprise genannt, gegenseitig auf den Arm nehmen, dann ist die Holland-Idylle perfekt, herrscht Friede und Freude in den vielen Häusern und Familien hinter den Deichen.
Denn der ,,Pakjesavond‘‘ wie das Sinterklaas-Fest in den Niederlanden auch genannt wird, der ist nach Meinung der meisten Niederländer die typischste aller niederländischen Traditionen. Das zumindest gaben Zehntausende Niederländer in einer Internet- und SMS-Umfrage an. Durchgeführt wurde sie vom ,,Niederländischen Zentrum für Volkskultur‘‘ (NZV), das gerade das ,,Jahr der Volkskultur‘‘ ausgerufen hat.
Das Interessante an der Umfrage ist nicht nur das Ergebnis. Das Interessante ist, dass das NZV keinerlei Vorgaben machte, was man als typische niederländische Volkskultur bezeichnen könnte. Jeder, der mitmachte, war völlig frei in seiner Wahl und konnte eine niederländische Tradition oder einen Brauch als typisch für das Land und seine Kultur benennen.

Überraschung Nummer zwei: Nach dem Nikolaus-Fest wurde am häufigsten Weihnachten und die Bescherung unter dem Christbaum als ,,typisch für die Niederlande‘‘ genannt. Dabei ist diese Tradition für niederländische Verhältnisse noch relativ jung. Sie wurde im Königreich der Niederlande nämlich in den zurückliegenden Jahrzehnten von den vielen deutschen Immigranten eingeführt und wird nun in vielen niederländischen Familien aber als ,,eigenes Kulturgut‘‘ betrachtet und entsprechend nach christlicher Tradition zelebriert.
Platz drei im Ranking der typisch niederländischen Feste und Traditionen: Der Königinnen-Tag. Es ist der 30. April jeden Jahres, wenn am Nationalfeiertag offiziell der Geburtstag von Königin Beatrix gefeiert wird. Deren wirklicher Geburtstag ist zwar der 31. Januar. Aber bei ihrem Amtsantritt 1980 entschied Beatrix, dass sie den Geburtstag ihrer Mutter Ex-Königin Juliana weiterhin als Nationalfeiertag des Landes begehen wolle.
Auf Platz vier in der Hitliste der niederländischen Traditionen rangiert Silvester. Der wird im Land der Polder und Windmühlen wie überall auf der Welt mit viel Champagner und dem Abzählen der Sekunden kurz vor Jahreswechsel feucht-fröhlich gefeiert. Aber außer mit Champagner immer auch mit ,,Oliebollen.‘‘ Das ist eine oft mit Rosinen gefüllte und in viel heißem Öl gebackene Teigtasche, die ein wenig dem in Süddeutschland bekannten Krapfen gleicht. Das Osterfest und die Ostereier-Suche belegen Platz fünf im Holland-Traditionsranking.
Dann wird es aber schon etwas exotisch. Der Elferrat und Karneval werden genannt, obwohl Karneval und Fasching nur im katholischen Süden der Niederlande gefeiert werden und die ,,Jecken‘‘ im calvinistischen Norden eher als ,,Spinner‘‘ gelten.
Weitere Überraschung. Viele Muslime beteiligten sich an der Umfrage. Dadurch rangiert das ,,Zuckerfest‘‘ am Ende des Fastenmonats Ramadan auf Platz 14 als ,,typisch niederländisch.‘‘ In Holland wohnen etwa eine Million Muslime von insgesamt 16,5 Mio. Einwohnern, die das Land zählt.

Etwas nun wirklich typisch Niederländisches dagegen rangiert erst im Mittelfeld - das Fahrradfahren - ,,fietsen‘‘ genannt. Nur Platz 34.

Völlig neu und wohl gar nicht so typisch niederländisch ist das ,,E-Mail-Lesen,‘‘ Platz 56.
,,E-Mail-und SMS-Lesen und senden, das gehört heute wirklich zu unseren festen Gewohnheiten, es ist schon Tradition geworden. Wenn ich einen Tag lang meine E-Mail nicht gelesen haben, werde ich ganz kribbelig,‘‘ sagt Ineke Strouken, Direktorin des Zentrums für Volkskultur NZV, das die Umfrage veranstaltete.
Die Soziologin fährt fort: ,,Traditionen sind kulturspezifische Gewohnheiten, die ein Volk sich über Jahrhunderte hinweg angeeignet hat. Bis etwa 1850 waren Traditionen wenig dynamisch. Sie wurden von Generation zu Generation weiter gegeben. Erst mit der Industriellen Revolution hat sich das verändert. Dieser Veränderungsprozess hält bis heute an. Manche Traditionen verschwinden seither, neue entstehen.‘‘ Ein besonders eindrucksvolles Beispiel sei die ,,Kultur des Küssens‘‘ in den Niederlanden zur Begrüßung und zum Abschied. In den Niederlanden küsst man sich dreimal auf die Wange, rechts, links, rechts. So wie das übrigens auch die Luxemburger machen, während in Frankreich nur zweimal geküsst wird, und in Deutschland, wenn überhaupt, meist nur einmal.
Noch einige Überraschungen förderte die Umfrage nach den typisch niederländischen Traditionen zu Tage. Die weltberühmte niederländische Malerei (Rembrandt, Vermeer, van Gogh) wurde kaum genannt, ebenso wenig wie die große Tradition als Handelsnation, die unter anderem 1625 Nieuw Amsterdam, das heutige New York, und 1602 die erste Börse der Welt in Amsterdam gründete.
Ganz vergessen zu nennen haben die Niederländer auch ihre Nationalhymne, die ,,Wilhelmus‘‘ in der es schon in der ersten Strophe heißt: ,,Wilhelmus von Oranien bin ich von deutschem Blut...‘‘

2.11.2008


/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag /

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 26. Februar 2009 um 17:26 Uhr
 

Es geht um die Wurst

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Hema RookworstNiederländer streiten um eines ihrer Lieblingsgerichte: Die ,,Rookworst‘‘ – Vorfahre des Hot Dog
 
Von HELMUT HETZEL
 
Den Haag. Wenn sie nicht gerade einen Matjes-Hering happen oder einen Gouda-Käsewürfel kauen, dann beißen Niederländer am liebsten in eine knackige ,,Rookworst.‘‘ Denn diese geräucherte Knackwurst ist für sie das, was für einen Franken in Nürnberg die Bratwurst oder für einen Berliner die Currywurst ist – ein Leibgericht.
Die holländische ,,Rookworst‘‘ ist Kult. Angeblich gibt es die beste in den Hema-Supermärkten. Dort stehen Tag für Tag viele Menschen in der Schlange, weil sie Heißhunger auf die heiße ,,Rookworst‘‘ haben. Mit Brötchen und Senf ist sie die niederländische Variante für den amerikanischen Hot-Dog, der ja nicht ohne Ketchup auskommen kann.
Obwohl der Hot Dog wahrscheinlich ein Nachfahre der Rookworst ist. Denn der Hot Dog dürfte wohl als Rookworst einst aus Holland in die neue Welt gekommen sein, als die Rookworst vor 400 Jahren von niederländischen Seefahrern im heutigen New York als Schnell-Imbiss eingeführt wurde und die Holländer  die heutige US-Metropole damals unter dem Namen Nieuw Amsterdam gründeten.
Jedenfalls ist die typisch niederländische Rookworst jetzt Gegenstand eines heftigen Streites, der wohl noch viele Prozesse nach sich ziehen dürfte. Denn die Rookworst wurde vom niederländischen Verbraucherschutzverband ,,Consumentenbond‘‘ jetzt gleich zweifach kritisiert, so dass nun der gute Geschmack zu leiden droht.
 
Der ,,Consumentenbond‘‘ enthüllte gerade, dass die geliebte ,,Rookworst‘‘ der Niederländer, die diese auch gerne als Beilage zur Erbsensuppe essen, das mit Abstand fetteste Lebensmittel im ganzen
Land ist. Sogar die geräucherten Würste, die als ,,fettarm‘‘ verkauft würden, enthalten nach Angaben des Verbraucherschutzbundes noch viel mehr Fett als ein Hamburger oder eine Frikadelle. Kurz: die Rookworst ist ungesund. ,,Von allen 22 Fleischsorten und –gerichten die getestet wurden,  ist die Rookworst die fetteste von allen,‘‘ stellen die Verbraucherschützer fest.

Es kommt aber noch schlimmer. Sie behaupten auch, dass die beliebteste Rookworst der Niederländer, nämlich die, die von Hema verkauft wird, gar nicht auf klassische Weise geräuchert werde. Man füge dieser geräucherten Knackwurst einfach ,,Räucheraroma in Form von Puder zu,‘‘ behauptet die Verbraucherschutzorganisation. Nur die Albert Heijn-Supermärkte böten noch die echte geräucherte Wurst an, alle anderen ,,Rookworsten‘‘ seien billige Imitate.
,,Stimmt nicht,‘‘ behauptet der Supermarktkonzern Hema. ,,Alle unsere ,,Rookworsten‘‘ werden klassisch und mit Eichenholz in konzerneigenen Räuchereien geräuchert und erhalten so ihren typischen und unvergleichlichen Geschmack.‘‘ Eine Hema-Sprecherin kündigte an: ,,Wir werden das gerichtlich klären lassen und fordern den ,,Consumentenbond‘‘ auf, die Behauptung, dass unsere Wurst nicht klassisch geräuchert sei, sofort zurückzunehmen.‘‘
Nun sind die Verbraucher völlig verunsichert. Sollen sie sich die geliebte geräucherte Knackwurst weiterhin gönnen oder künftig auf sie verzichten?
 
So mancher Niederländer wird wohl in Zukunft wieder öfter zum Hering oder zum Käsewürfel aus Gouda greifen, um den kleinen Hunger zwischendurch zu stillen.
 
 
 
 
/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag /
 

Zuletzt aktualisiert am Montag, 09. Februar 2009 um 19:59 Uhr
 

Die Holland-Kolumne: Der Vlessentrekker

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typisch NiederländischDer ,,Vlessentrekker‘‘ oder:
,,Wir sind echt anders‘‘ – Niederländer auf der Suche nach der eigenen Identität

 
Von HELMUT HETZEL
 
Den Haag. Tulpen, Käse, Genever, Windmühlen, Holzschuhe, Drehorgeln, Frau Antje, Calvinismus, Sparsamkeit, St. Nikolaus, Polder, Coffieshops, Wohnwagen, Eintöpfe, Matjes-Hering, Fahrräder, Rotlichtbezirke und das unbändige ,,Oranje-Gefühl,‘‘ das sich zum einen in einer großen Zuneigung zum Königshaus Oranien-Nassau und zum anderen in einer fanatischen Begeisterung für die eigene Fußball-Nationalmannschaft niederschlägt, sobald diese den Rasen irgendwo in einem Fußballstadion betritt. Das alles ist typisch für die Niederlande. Aber ist das alles? Ist da nicht noch mehr? Das fragen sich die Niederländer derzeit. Sie fragen sich: ,,Was ist typisch Niederländisch? Was ist unser nationaler Charakter?‘‘
 
Diese beiden Fragen stellt die größte Tageszeitung des Oranje-Staates, der ,,Telegraaf‘‘ derzeit seinen Millionen von Lesern. Sie sollen neu definieren, was typisch  ist für das Land von Rembrandt, Vincent und Theo van Gogh, Johan Cruijff, Pim Fortuyn und Ayaan Hirsi Ali.
 
Um den Lesern die Entscheidung und Definition des typisch Niederländischen etwas zu erleichtern, werden nicht nur Preise unter den Lesern verlost, sondern gibt der ,,Telegraaf‘‘ auch gleich eine Steilvorlage mit der man punkten kann. ,,Wir sind echt anders,‘‘ lautet sie. Arnold Enklaar,  Wissenschaftler und Autor des Buches ,,Nederland tussen nut en naastenliefde‘‘ (Die Niederlande zwischen Nutz und Nächstenliebe) darf gleich einige Antworten präsentieren. Er meint, die Werte, die Niederländer am meisten begehrten und Tugenden, die sie auszeichneten, seien: ,,Glücksstreben, Schuld, Nächstenliebe, Wahrheit, Arbeit, Ordnung und Sauberkeit, Zuverlässigkeit, Mäßigung, Harmoniestreben, Gleichheit und Selbstbestimmung.‘‘
 
Dann kommt die Abgrenzung. Diesmal nicht gegenüber den Deutschen, denen Niederländer ohnehin so ähnlich sind, sondern gegenüber den Franzosen.
 ,,Anders als in Frankreich stehen Werte wie Kraft, Ruhm und Mut, nicht auf unserer erstrebenswerten Wertescala,‘‘ meint Enklaar. ,,Bescheidenheit und Selbstbestimmung sind für uns besonders wichtig. Außerdem sind wir immer bereit, Kompromisse zu schließen.‘‘
Wenn sich Arnold Enklaar in Sachen Bescheidenheit mal nicht täuscht. Denn der 2002 ermordete Populist Pim Fortuyn, den die Niederländer zum größten Sohn ihres Landes wählten, war alles andere als bescheiden. Er war ein  bekennender Schwuler, ein intellektueller Dandy, der die ganz großen Auftritte, der Prunk und Prahl liebte, ähnlich wie der inzwischen verstorbene Volkssänger André Hazes, dessen Beerdigung in der Amsterdam Arena zu einem wahren  Pop-Spektakel wurde.
Bleibt noch ein Thema, das noch nicht angesprochen wurde und dessen sich viele Niederländer noch immer gerne rühmen – ihre angebliche Toleranz. Aber die vielgerühmte niederländische Toleranz ist in Wahrheit nicht so sehr Duldsamkeit oder Respekt vor dem Mitmenschen, sondern sie ist im Kern Gleichgültigkeit. Ganz nach dem Motto: Lass mich in Frieden, dann lass auch ihr dir deine Ruhe. Mach, was du willst, aber bitte falle mir nicht lästig.
Die sprichwörtliche niederländische Sparsamkeit – manche meinen es sei Geiz – hat dagegen ihre sichtbaren Spuren hinterlassen. ,,Kijken, kijken, maar niet kopen,‘‘ (Nur gucken, nicht kaufen) heißt das im Volksmund. Einen Satz, den inzwischen längst auch Griechen, Italiener und Spanier in den Touristenhochburgen auf Niederländisch aussprechen können.
 
Apropos Sparsamkeit: In keinem anderen Land der Welt, sondern nur in den Niederlanden, gibt es einen ,,Vlessentrekker.‘‘
Der ,,Vlessentrekker‘‘ das ist kein Korkenzieher, wie man meinen könnte. Nein, es ist ein Löffel ähnliches Instrument mit langem Stil aus Gummi. Damit kann man aus einer Yoghurt-Flasche auch noch die allerletzten Reste herauskratzen, so dass die Yoghurt-Flasche fast wie ausgeleckt wirkt, nachdem sie in holländischen Haushalten mit dem ,,Vlessentrekker‘‘ fachkundig bearbeitet worden ist.
 
 
/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag /
 
Zuletzt aktualisiert am Montag, 02. März 2009 um 21:51 Uhr
 

Deutsch wie Rudi Carrell

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Linda de Mol hat die Einladung nach Deutschland zu kommen, angenommen. Linda spricht (fast) perfekt Deutsch,  ohne  den für Niederländer so typischen Rudi Carrel-Akzent - eigentlich schade...

Zungenschlag und Fingerspitzengefühl

oder:

Platzen Sie sich 

 

Von HELMUT HETZEL

 

Den Haag. Kein Zweifel: Die deutsche Sprache ist wieder ,,in‘‘ in Holland. Jan Modaal, der niederländische Otto Normalverbraucher, aber auch viele niederländische Intellektuelle streuen wieder gerne deutsche Ausdrücke und Wörter in ihre Sätze ein. Besonders beliebt und ungemein trendy ist es derzeit in Amsterdam und anderswo in den Niederlanden  von ,,Schwung‘‘ zu sprechen, wenn jemand neuen Elan ausstrahlt. Die beiden Stopp-Wörter ,,sowieso‘‘ und ,,überhaupt‘‘ sind aus der niederländischen Sprache sowieso nicht mehr wegzudenken. Ebenso wie das Substantiv ,,Alleingang‘‘ oder das ,,gefundene Fressen.‘‘


Liebend gern verwenden Niederländer neuerdings auch das wirklich schöne deutsche Wort: ,,Fingerspitzengefühl.‘‘

 

Wenn ihnen ,,unheimlich‘‘ ist, nennen sie das nun in ihrem batavischem Idiom etwas angepasst: ,,unheimisch.‘‘ Da schwingt auch ein bisschen Sehnsucht nach Heimat mit.  Und auch das deutsche  Wort ,,Autobahn‘‘ wird in der Umgangssprache in den Haag und anderswo in den Niederlanden immer öfter verwendet als die eigentliche niederländische Bezeichnung dafür:  ,,de groote weg.‘‘

 

Linda de Mol

 

                                                   Linda de Mol
 
Soweit so gut. Aber wenn es daran geht, ganz auf die Fremdsprache Deutsch umzuschalten, dann tun sich viele Niederländer heute unheimlich schwer. Die meisten verstehen die Sprache des östlichen Nachbarn zwar noch, aber sie aktiv gebrauchen, also Deutsch reden, das ist schon eine große verbale Herausforderung, da man an den meisten niederländischen Schulen keine zweite oder dritte Fremdsprache mehr zwingend lernen muss. Folge: Deutsch und Französisch werden in der Regel schnell abgewählt. Als einzige Fremdsprache bleibt Englisch übrig, die Lingua Franca der Moderne.

 

So kommt es, dass viele Niederländer, wenn sie Deutsch reden, wörtlich aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzen. ,,Platzieren Sie sich,‘‘ anstatt: ,,Nehmen Sie bitte Platz.‘‘ Oder: ,,Wir müssen Punkt für Punkt alles nachlaufen,‘‘ wenn sie meinen: ,,Wir sollten das systematisch analysieren.‘‘
 
Manchmal kann es auch peinlich werden, wenn ein niederländischer Mann sagt, dass seine Frau ,,für mich anschafft,‘‘ und er damit eigentlich ausdrücken will, dass seine Gattin berufstätig ist. Oder lustig: ,,Wir gehen zusammen ins Meer.‘‘ Im Niederländischen: ,,We gaan samen in zee‘‘  heißt keineswegs, dass man gemeinsam in die Nordsee taucht. In korrektem Deutsch heißt das: ,,Wir packen die Sache gemeinsam an.‘‘ Oder: ,,Wir kooperieren.‘‘
 
Wenn Holländer sagen: ,,Das ist alter Kuchen,‘‘ dann meinen sie: ,,Das ist kalter Kaffee.‘‘ Und wenn sie sagen: ,,Er treibt gut‘‘ - ,,hij is echt goed op dreef‘‘ auf Niederländisch, wollen sie sagen: ,,Der Typ ist ganz gut drauf.‘‘
 
Wenn sie die ,,Katze aus dem Baum gucken,‘‘ meinen sie, dass sie ,,die Katze nicht im Sack kaufen wollen.‘‘
Und wenn sie ,,durch die Bank genommen einverstanden sind,‘‘ bedeutet das: ,,Generell kann ich dem zustimmen.‘‘
Umgekehrt wundern sich Niederländer oder erröten sogar, wenn ein Deutscher sie fragt, ob sie keine Probleme hätten und dann ganz einfach sagt: ,,Kommen Sie klar?‘‘ ,,Klar komen‘‘ im Niederländischen heißt nämlich einen Orgasmus haben.


Zum Schluss der Klassiker: ,,Ich belle Sie an,‘‘ sagt der niederländische Geschäftsfreund beim Abschied. Er meint damit aber nicht, dass er sich plötzlich  in einen Hund verwandelt hat oder dass er böse geworden ist, sondern er will lediglich sagen: ,,Ich rufe sie an.‘‘


Also dann ,,Tot ziens‘‘ oder ,,Auf Wiedersehen‘‘  bis zum nächsten Mal - ,,tot de volgende keer‘‘, was nun überhaupt nichts mit Verkehr zu tun hat.
 

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/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag /

 
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 19. April 2009 um 17:08 Uhr
 


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