Prinzessin Maxima bei Den Haag unter dem Himmel
Donnerstag, 28. Juli 2011 um 09:55 Uhr
Helmut Hetzel

Den Haag unter dem Himmel
mit Prinzessin Maxima und Bürgermeister Jozias van Aartsen
Von HELMUT HETZEL
,,Erlebt das chinesische Abenteuer.‘‘ So kündigte die Vorsitzende von ,,Den Haag Sculptur‘‘ Maya Meijer das diesjährige chinesische Kultur-Event auf der Lange Voorhout an. Prinzessin Maxima eröffnete es. Seit dem 6. Juni ist die schönste Avenue der Niederlande der Ort an dem bekannte chinesische Bildhauer ihre Werke zur Schau stellen. Sui Jianguo, Cang Xin, Hu Xiangcheng, Jiao Xintao, Liu Wei. Titel der Ausstellung: ,,Den Haag onder de Hemel‘‘ - Den Haag unter dem Himmel.
Der Himmel über Den Haag lachte, als Prinzessin Maxima zusammen mit dem Haager Bürgermeiser Jozias van Aartsen das alljährliche Kunstspektakel eröffnete. Doch die Tränen, die anderswo flossen, sie blieben unbemerkt. Keiner sprach darüber. Keiner fragte: Wo ist Ai Weiwei? - Wo ist Liu Xiaobo?
Ai Weiwei ist der international bekannteste chinesische Bildhauer. Als ,,Den Haag unter dem Himmel‘‘ eröffnete, da saß er im Gefängnis. Inzwischen steht er unter Hausarrest. Die Pekinger Kommunisten wollen ihm den Prozess machen. Angeblich wegen Steuerhinterziehung. Eher wohl deswegen, um den Regimekritiker zum Schweigen zu bringen. Denn Ai Weiwei hat es gewagt, die kommunistische Führung in China zu kritisieren. Warum ist kein Kunstwerk von Ai Weiwei auf der Lange Voorhout zu sehen?

Prinzessin Maxima eröffnet ,,Den Haag unter dem Himmel 2011''
Wo sind Ai Wei Wei und Liu Xiaobo?
Reicht der lange Arm der chinesischen Zensur schon bis Den Haag? Amnesty International und das Pulchri Studio sind die einzigen, die auf die Menschenrechtsverletzungen in China während der ,,Den Haag onder de Hemel-‘‘Ausstellung aufmerksam machen. Ein leerer Stuhl erinnert im Pulchri-Studio daran, dass auch der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo vom kommunistischen Regime in Peking noch immer widerrechtlich festgehalten wird. Der letzte vom Haager UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien noch gesuchte mutmaßliche Kriegsverbrecher, Goran Hadzic, wurde gerade verhaftet. Ihm soll in Den Haag der Prozess gemacht werden. Gut so. Doch in der Stadt des Friedens und des Rechts erhebt sich bisher keine hörbare Stimme für Ai Weiwei und für Liu Xiaobo sowie die vielen anderen Dissidenten, die in China ohne Prozess hinter Schloss und Riegel sitzen. Lasst uns die Lange Voorhout in diesem Sommer in Ai Weiwei- und Liu Xiaobo-Platz umbenennen.
Links:
www.denhaag.nl/helmuthetzel
Buchtipp: City Trip Den Haag mit Scheveningen, Reise Know How Verlag
www.reise-know-how.de
www.reisebuch.de
www.lovelymoments.nl
Juli 2011 / Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 28. Juli 2011 um 10:23 Uhr
Den Haag - Hauptstadt der UN-Gerichte
Montag, 04. Juli 2011 um 19:30 Uhr
Helmut Hetzel

Den Haag wo die Weltgerichte tagen
Die Haager Kolumne:
Wo der Weltgeist weht - Den Haag mon amour
Von HELMUT HETZEL
Preisfrage: Wie kommt man von Bayern nach Den Haag? Antwort: Via Peking. Das ist der kürzeste (Um)Weg... Zumindest habe ich, ein Franke aus Bayern, diesen kurzen Weg gewählt: Würzburg-Den Haag via Peking.
1985 bin ich von Peking nach Den Haag umgezogen, habe die riesige Pekinger Wangfujing-Shoppingmeile gegen den gemütlichen Denneweg eingetauscht. Habe den Tiananmen-Square, den Platz des Himmlischen Friedens, der seit dem Massaker an den nach Demokratie lechzenden chinesischen Studenten am 4. Juni 1989 mit Blut beschmiert ist, gegen den Plein in Den Haag eingewechselt, den Haager Plein, wo Studenten nicht massakriert werden, sondern friedlich feiern können, wenn sie ihre Examen bestanden haben oder einen neuen Flirt suchen. Willem von Oranje, der Vater des Vaterlands, wie ihn die Niederländer nennen, guckt von seinem Denkmal aus zu. Seine Nachfolger kämen nie auf die Idee, auf friedlich demonstrierende Studenten schießen zu lassen.
Der Kontrast Peking - Den Haag hätte nicht größer sein können. Peking: Die Hauptstadt der Volksrepublik China, Peking: Die Hauptstadt einer Diktatur. Den Haag: Die niederländische Regierungsmetropole, das politische Zentrum einer Demokratie. Peking und China - Diktatur und Unfriede. Den Haag und die Niederlande - Demokratie, Freiheit und Friede.
Peking mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern, wo ich von meinem Hotel bis zur Innenstadt drei Stunden unterwegs war, und dann Den Haag, nicht einmal eine Millionenstadt, dafür aber überschaubar, angenehm klein. Ich ahnte es damals bereits, als ich zum ersten Mal über den Denneweg schlenderte, als ich die schicken Antiquitätenläden sah, die Restaurants, die Weinläden wie das Huis van Arkel und De Gouden Ton, ich ahnte es damals bereits bei meinem ersten Besuch in Den Haag, aber ich wusste es 1985 noch nicht. Jetzt weiß ich es:
Hier will ich sein. Hier gehöre ich hin.
Hier, wo man den Strand vor der Haustür hat und die salzige Briese die Nordsee riechen kann. Jeden Tag. Hier, wo man im Nu mit dem Fahrrad überall hin ,,fietsen‘‘ kann. Hier, wo man mit einer hübschen Frau im Arm über den schönsten Platz der Niederlande, die Lange Voorhout, flanieren kann, um dann im Restaurant Saur seeländische Austern zu essen oder im Hotel Des Indes Champagner zu trinken. Hier, wo das niederländische Parlament tagt, hier, wo das politische Herz der Niederlande schlägt. Hier, wo die Weltgerichte verhandeln. Damals, 1985, waren sie mit Ausnahme des Internationalen Gerichtshofs der UNO noch nicht alle da - heute sind sie es:
Der Internationale Gerichtshof der UNO in Den Haag

Der Internationale Gerichtshof, das UN-Jugoslawien-Tribunal, der Internationale Strafgerichtshof. Und zahlreiche andere internationale Organisationen wie Europol, die Chemiewaffenabrüstungskonferenz OPCW, das Europäische Patentamt, die University of Hospitality, hierzulande bescheiden Hogere Hotelschool genannt, und die Botschaften.
All das macht Den Haag einzigartig, macht die Stadt zu der internationalsten Stadt der Niederlande, macht Den Haag zu einer Stadt mit internationaler Allüre, mit internationaler Ausstrahlung.
Den Haag hat, was andere Städte nicht haben, Den Haag hat mit den Badeorten Scheveningen und Kijkduin nicht nur den Strand vor der Tür, sondern die Stadt darf sich als Wiege des Völkerbundes und damit der UNO mit Fug und Recht als ,,die Stadt des Friedens und des Rechts‘‘ bezeichnen. Hier tagt das Weltgericht. Um es frei nach Hegel zu formulieren: Hier weht der Weltgeist durch die Straßen.
Wo der Weltgeist weht, wächst und gedeiht die Kreativität. Eine solche Stadt zieht Kreative, aber sie zieht auch Unternehmen und natürlich Juristen an. Europas größter Konzern, die Royal Dutch Shell-Gruppe, hat in ´s-Gravenhage ihren Hauptsitz, ebenso wie der Versicherer Aegon und die KPN Telecom. Schätzungsweise 45.000 Expats wohnen und arbeiten in Den Haag. Sie sind ein Wirtschaftsfaktor. Sie bereichern die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes. Die Expats geben in Den Haag jährlich rund 2,7 Mrd. Euro aus.
Eine solche Stadt braucht einen international erfahrenen Lenker, einen Steuermann, ja einen Staatsmann. Sie hat ihn mit Jozias van Aartsen als Bürgermeister gefunden. Den Haag ist die einzige Stadt in den Niederlanden, die sich rühmen kann, einen ehemaligen Außenminister als Bürgermeister zu haben. Was für ein Glück! -
Den Haag und Jozias van Aartsen als Bürgermeister - das ist ein ,,perfect match.‘‘
Wie sie ,,matchen,‘‘ das zeigte sich gerade wieder bei der Gründung des ,,The Hague Global Institute for Justice,‘‘ der neuen Denkfabrik der Stadt am Strand. Die Gründung des Global Institutes for Justice war eine Idee des Haager Bürgervaters Jozias van Aartsen. Das Institut verstärkt und bereichert Den Haag als ,,Legal Capital of the World,‘‘ als die Stadt der Weltgerichte, einer Stadt in der täglich Geschichte geschrieben wird, wenn Kriegsverbrecher hier verurteilt werden.
Helmut Kohl würde sagen: Wenn man durch die Straßen Den Haags läuft, dann streift man den Mantel der Geschichte. So ist es.
Ich mag die niederländische Sprache, die niederländischen Sprichworte besonders. So auch dieses: ,,Oost - West - thuis best.‘‘ - Die Deutschen haben dafür das schöne Wort ,,Heimat‘‘ geprägt. Wo aber ist Heimat? - Heimat ist da, wo man sich wohl fühlt, Heimat ist da, wo die Familie ist, Heimat ist da, wo man Freunde hat. In Den Haag fühle ich mich wohl, sogar pudelwohl, wie ein Fisch im Wasser. Danke, liebe Hagenaren, danke liebe Hagenesen, danke für Eure Gastfreundschaft! Den Haag mon amour!
Of zoals Louis Couperus zei: ,,Zo ik iets ben, dan ben ik Hagenaar.‘‘ Wie Louis Couprerus sagte: ,,Wenn ich etwas bin, dann bin ich ein Haager Bürger.‘‘
Link: www.denhaag.com
04-07-2011
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Zuletzt aktualisiert am Montag, 04. Juli 2011 um 20:07 Uhr
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Big Brother Holland - wie Google
Donnerstag, 19. Mai 2011 um 19:05 Uhr
Helmut Hetzel

Big Brother
oder das Leben der Anderen á la hollandaise..
Von HELMUT HETZEL
Wir wissen es: Die Reality-Show ,,Big Brother'' ist eine holländische Erfindung. John de Mol - der Bruder von Linda - hat sie sich ausgedacht. Die Seifenoper wurde zu einem Welterfolg. Viele aber wissen nicht, dass die andere Variante von Big Brother, nämlich die Orwellsche, ebenfalls eine niederländische Erfindung ist. Mehr noch: Orwell ist in den Niederlanden schon fast Realität. Fast kein Winkel des rund 40.000 Quadratkilometer umfangssenden Königreichs - ein Drittel davon ist Wasser - bleibt anno 2011 noch unbeobachtet. Die Niederlande mit einer Bevölkerungsdichte von fast 500 Menschen pro Quadratkilometer sind das am dichtesten bevölkerte Land Europas. Dieses Land ist voll im Visier der staatlichen Späher. Sie sind überall. Wer in Holland den Bahnsteig eines Bahnhofs betritt, wird von einer Überwachungskamera erfasst. Wer in Amsterdam, Den Haag oder Utrecht durch die Fußgängerzone schlendert, muss damit rechnen, vom Auge Orwells beobachtet zu werden. Egal, ob man ein Rathaus betritt oder den Rotlichtbezirk irgendwo zwischen Groningen und Maastricht, das wachende Auge des Gesetzes schaut zu. In den Niederlanden werden mehr Telefone abgezapft als in den USA - und das obwohl die USA mit rund 300 Mio. Menschen fast 20 mal mehr Einwohner zählen als die Niederlande. ,,In zwei Stunden habe ich vom Richter grünes Licht, wenn ich jemanden abhören will,‘‘ berichtet ein hoher Polizeioffizier ,,off the record‘‘ natürlich.
,,Das Leben der Anderen‘‘ - hier wird´s Ereignis, um mit Goethe zu sprechen. Das Unbeschreibliche, hier wird´s getan. Der Überwachungsstaat - er zieht den niederländischen Staat magisch an. Nicht nur den.
KPN Telecom als Big Brother... wie Google
Die KPN Telecom, außer in den Niederlanden auch mit ihren Mobilfunktöchtern E-Plus in Deutschland und Base in Belgien aktiv, beobachtet, pardon, überwacht, die Internetchats ihrer Kunden, die via Handy getätigt werden. Deep Packet Inspection (DPI) nennen das die KPN-Big Brothers. DPI macht es auch möglich, den Inhalt des mobilen Chats zu kontrollieren und zu analysieren, den Aufenthaltsort des mobilen Telefonierers sowieso. Sogar in die Voice-Mail-Box prominenter Politiker, darunter die des Ministerpräsidenten, kann man in Holland als cleverer Hacker leicht einbrechen. Es ist geschehen.
Google vermisst - und bespitzelt - die Welt via Google-Maps - in den Niederlanden protestiert niemand dagegen. Den Vogel aber schießen immer noch die Überwachungskameras und die beim Autofahrer so verhassten ,,Flitspaalen‘‘ der Verkehrspolizei auf niederländischen Autobahnen ab. Die deutsche Sprache kennt (noch) nicht einmal ein Substantiv als sprachliches Äquivalent für den typisch niederländischen ,,Flitspaal,‘‘ der übrigens auch im Land von Rembrandt und der Joints erfunden wurde, was wiederum Rückschlüsse auf die Überwachungsmentalität bei der niederländischen Polizei zulässt. Auch die ,,Trajectcontrole‘‘ haben die Holländer erfunden. Das ist die totale Überwachung der Autofahrer auf bestimmten Autobahnabschnitten via Kamera. Auf fast allen Autobahnringen rund um Amsterdam, Rotterdam oder Den Haag ist die ,, Trajectcontrole‘‘ heute Realität - mit der Auflage, eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern einhalten zu müssen. Wer schneller fährt, bekommt ein Knöllchen. Aber der Autofahrer wird kilometerlang auf seiner Fahrt ständig von Kameras überwacht und beobachtet.
Die totale Überwachung
Ach ja, das letzte Knöllchen - in den Niederlanden heißt das: ,,Beschikking van het Centraal Justitieel Incassobureau‘‘ und es kommt aus der friesischen Hauptstadt Leeuwarden, lautet folgendermaßen: ,,Overschrijding maximum snelheid op autosnelwegen mit 4 km/h (verkeersbord A 1). Zu Deutsch: Überschreiten der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen mit 4, respektive 4 (!) Stundenkilometern am Verkehrsschild A 1. Die Höchstgeschwindigkeit auf diesem Teil der Autobahn bei Den Haag beträgt 80 km/h. Das Bußgeld: 19,00 Euro - zuzüglich 6,00 Euro Verwaltungskosten, macht 25,00 Euro und dann die Drohung, rechtzeitig bis spätestens 9. Juli zu bezahlen, sonst werde das Bußgeld drastisch erhöht. Was der Bußgeldbescheid nicht enthüllt, ist, was die Beamten sonst noch via Kamera so alles gesehen haben als der mit 84 km/h um vier Stundenkilometer zu schnell fahrende Autofahrer über die Autobahn bei Den Haag raste. Tja, was hat er da im Auto wohl noch so alles gemacht? - Bei einem Schneckentempo von 80 km/h gibt es weite Betätigungsfelder... Einschlafen ist eines davon.
19.5.2011
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Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 19. Mai 2011 um 19:37 Uhr
Holland: Polizeiterror mit Strafzettel
Donnerstag, 04. Februar 2010 um 22:46 Uhr
Helmut Hetzel

Scheibe vereist: 240 Euro Bußgeld
Der Knöllchen-Terror der niederländischen Polizei
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Der strenge Winter der vergangenen Tage kam vielen Autofahrern teuer zu stehen. Nicht nur weil es viele Blechschäden gab oder neue Winterreifen gekauft werden mussten, die Batterie ausfiel oder die Zündkerzen streikten. All das verursachte zusätzliche Kosten. Richtig geschröpft aber wurden die Autofahrer in den Niederlanden. Da ging die Polizei nämlich auch noch gezielt auf Jagd nach den ,,Eis-Sündern.‘‘ Sie kontrollierte vor allem morgens massenhaft die Autos, um festzustellen, ob die Scheiben eisfrei waren. Alle Scheiben, inklusive der Außenspiegel. Waren sie das nicht, dann schrieben die Beamten satte Bußgeld-Bescheide aus. War auch nur eine Fensterscheibe des Autos oder ein Außenspiegel nur noch teilweise vereist, dann kostete das dem Fahrer des Pkws satte 240 Euro. Die Eis-Knöllchen wurden massenhaft ausgeschrieben. Zum Ärger vieler Autofahrer, die häufig nur die Windschutzscheibe und die Rückscheibe vom Eis ganz und gar befreit hatten und die Seitenfenster oder die Außenspiegel oft nur teilweise.
Die knallharte Bußgeld-Politik gegen Autofahrer in den Niederlanden hat System. Denn der ,,Knöllchen-Terror‘‘ wie Kritiker das nennen, dient dem Staat und den Gemeinden dazu, die Kassen zu füllen. Der Autofahrer wird in den Niederlanden durch die Polizei gnadenlos abgezockt. Jeder niederländische Autofahrer hat im vergangenen Jahr mindestens einen, die meisten aber mehrere Bußgeldbescheide erhalten. Denn die Polizei verteilte sage und schreibe 11.823.239 Knöllchen. Also rund 12 Millionen Strafzettel bei einer Bevölkerung von nur 16,5 Millionen von der aber Kinder und Jungendliche unter 18 Jahren sowie viele ältere Menschen über 65 Jahre keine Autofahrer sind. Im Jahresvergleich schrieben die eifrigen niederländischen Polizisten in 2009 damit per Saldo 160.000 Knöllchen mehr aus als in 2008. Häufigstes Verkehrsdelikt: Zu schnell fahren.

Die Bußgelder für Verkehrsdelikte in den Niederlanden zählen zu den höchsten in ganz Europa. Wer auch nur sieben Stundenkilometer zu schnell fährt, der bekommt bereits ein Bußgeld von 50 Euro aufgebrummt. Wer 50 km/h zu schnell fährt, ist seinen Führerschein los und muss mit einem Bußgeld von über 500 Euro rechnen. Wer die Parkzeit auch nur um fünf Minuten überschreitet, ist ebenfalls 50 Euro los. In Amsterdam, wo die Parkzeit vielerorts auf 30 Minuten oder maximal eine Stunde begrenzt ist, kostet eine Stunde Parken durchschnittlich fünf Euro, in manchen Parkhäusern sogar 7,50 Euro.
Die Autofahrer werden in Holland gleich von drei verschiedenen Polizeidiensten geschröpft: Der ,,Rijkspolitie‘‘ (Bundespolizei), der ,,Gemeentepolitie‘‘ (Gemeindepolizei) und den ,,Parkwachtern‘‘ (Park-Polizei). Sie alle schreiben sich die Finger wund, damit die Autofahrer viel Geld in die staatlichen Kassen überweisen müssen. Viele Gemeinden und Städte haben die Bußgeldeinnahmen schon im voraus in ihren Jahresetats eingeplant. Es wird also von vorneherein festgelegt, wie viel Geld mit dem Schreiben von Knöllchen jährlich verdient werden muss. Die großen Städte wie Amsterdam, Den Haag Utrecht und Rotterdam haben außerdem auf den sie umringenden Stadtautobahnen die so genannte ,,Trajectcontrole‘‘ eingerichtet. Trajekt-Kontrolle bedeutet, dass die Geschwindigkeit mit Kameras auf einem bestimmten Autobahnabschnitt ständig überwacht wird. Die Höchstgeschwindigkeit auf diesen Autobahnabschnitten mit Trajekt-Kontrolle ist überall 80 km/h. Fährt man auch nur vier km/h schneller gibt´s ein Knöllchen. Der niederländische Staat, die Städte und Gemeinden nehmen durch ihre aggressive Bußgeld-Politik gegen Autofahrer jährlich Millionenbeträge in zwei- bis dreistelliger Höhe ein.
Die Bußgeldbescheide werden von der in den Niederlanden wohl meistgehassten Bußgeldzentralstelle CJIB in Leeuwarden verschickt. Das CJIB (Centraal Justitieel Incasso Bureau) berichtet, dass in 2009 95,7 % aller Knöllchen bezahlt worden sind. Das aber sei noch zu wenig und zeuge noch von einer zu schlechten Zahlungsmoral vieler Autofahrer. Die Quote der bezahlten Strafzettel müsse auf 97,4 % erhöht werden. Und auch die ohnehin so hohen Bußgelder steigen weiter. Zum Leidwesen der Autofahrer, die vielleicht auch deshalb im Straßenverkehr immer aggressiver werden.
14.01.2010
/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 04. Februar 2010 um 22:46 Uhr
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